Kommunalpolitik ist kein Karrieresprungbrett. Es ist ein Ehrenamt, das man übernimmt, weil einem das eigene Umfeld nicht gleichgültig ist. Wer sich hier engagiert, tut das nicht wegen Aufwandsentschädigungen oder Einfluss. Sondern weil er sieht, was besser laufen könnte. Weil er sich nicht mit Zuständen abfindet, sondern etwas verändern will.
Die meisten, die in ihrer Stadt oder im Dorf Verantwortung tragen, tun das nach Feierabend. Am Wochenende. Auf Kosten der Familie, auf Kosten von Freizeit und Nerven. Man liest Vorlagen, spricht mit Bürgern, besucht Vereine, führt Gespräche, schreibt Anträge. Wer das macht, weiß, wie viel Energie darin steckt. Und wie wenig davon öffentlich wahrgenommen wird. Anerkennung gibt es oft nur im Kleinen. Dafür aber immer öfter auch offenen Anfeindung.
Kritik ist Teil der politischen Auseinandersetzung. Sie ist nicht nur erlaubt, sie ist notwendig. Niemand hat den Anspruch auf Beifall. Aber Kritik ist etwas anderes als Herabsetzung. Wer sachlich widerspricht, leistet einen Beitrag zur Debatte. Wer dagegen persönlich wird, entzieht sich der Verantwortung. Und trifft nicht nur den Menschen, sondern auch die demokratische Kultur, in der wir leben.
Der Satz „Das muss man aushalten“ klingt nach Stärke, ist aber oft eine Ausrede für Schwäche im Umgangston. Wer Verantwortung übernimmt, ist kein Freiwild. Wer sich einsetzt, muss nicht hinnehmen, beleidigt oder bedroht zu werden. Denn es gibt eine Grenze. Und die liegt dort, wo der Respekt endet.
Gerade in der Kommunalpolitik reden wir nicht über ferne Ministerien oder Parteizentralen. Sondern über Menschen aus dem Ort. Menschen, denen man beim Bäcker begegnet, auf dem Sportplatz oder im Elternrat. Wer meint, hier persönlich austeilen zu müssen, zerschlägt mehr als nur Argumente. Er zerstört das Vertrauen in den Zusammenhalt vor Ort. Und damit auch die Grundlage für jede Form von politischem Engagement.
In Räten und Ausschüssen sitzen keine Berufspolitiker. Sondern Nachbarn, Handwerker, Selbstständige, Erzieher, Rentner. Menschen, die etwas beitragen wollen. Wenn sie erleben, dass Engagement mit Spott und Beschimpfung quittiert wird, ziehen sie sich zurück. Und das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein stiller Abschied von einer Debattenkultur, die auf Austausch und Anstand beruht.
Übrig bleiben dann die Lautesten. Die, denen es nicht im Lösungen geht, sondern um Aufmerksamkeit. Die, die nicht zuhören wollen, sondern stören. Wer das zulässt, riskiert, dass immer weniger bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Und am Ende ist es die Gemeinschaft, die den Preis zahlt.
Deshalb braucht es Haltung. Wer politisch aktiv ist, muss sich nicht alles gefallen lassen. Wer angegriffen wird, hat das Recht, sich zu wehren. Juristisch. Öffentlich. Und mit klarer Sprache. Nicht als Opfer, sondern als Verteidiger der demokratischen Idee. Denn wer für den Ort arbeitet, in dem wir alle leben, verdient Unterstützung. Nicht Häme.
Man kann nicht einerseits beklagen, dass sich niemand mehr engagiert, und gleichzeitig wegsehen, wenn die Engagierten beleidigt werden. Wer will, dass sich Menschen einbringen, muss ihnen den Rücken stärken. Und deutlich sagen, was geht und was nicht.
Ich sage klar: Kritik ist willkommen. Streit über Inhalte ist nötig. Aber persönliche Angriffe haben keinen Platz. Wer nur Aufmerksamkeit bekommt, weil er andere niederbrüllt, ist kein Debattenbeitrag. Sondern ein Problem. Und wer glaubt, politische Wirkung durch Beleidigungen zu erzielen, gefährdet das, was unsere Demokratie ausmacht.
Bremervörde kann mehr. Es kann mehr Respekt. Mehr Sachlichkeit. Mehr Mut zur Verantwortung. Dafür brauchen wir keine Schreihälse und auch keine Mitläufer. Sondern Bürger, die bereit sind, mit anzupacken. Die dafür einstehen, dass Anstand nicht aus der Mode kommt. Und die anderen mit Respekt begegnen – gerade dann, wenn sie anderer Meinung sind.