Pop-up-Stores in Bremervörde: Ein guter Impuls – aber noch kein Plan

Die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Bremervörde will dem Leerstand in der Brunnenstraße mit einem Pop-up-Store-Konzept begegnen. Das klingt modern, flexibel und lösungsorientiert. Und ja – es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch wer glaubt, dass damit das Problem des schleichenden Innenstadtsterbens gelöst wird, greift zu kurz. Eine Belebung unserer Innenstädte braucht mehr als gute Einzelideen. Sie braucht Strategie, Koordination und vor allem: einen langfristigen Plan.

Die Idee hinter Pop-up-Stores ist schnell erklärt. Für eine begrenzte Zeit können kreative, oft lokale Anbieter leerstehende Ladenflächen nutzen. So entstehen temporäre Geschäfte – von der Kaffeerösterei über Secondhandläden bis hin zu Kunstausstellungen. Kunden bekommen Neues zu sehen, Eigentümer verlieren keine Mieteinnahmen und Städte gewinnen an Attraktivität. Soweit das Modell.

Die CDU verweist in ihrem Antrag vom Mai auf einen Besuch in Verden, wo dieses Konzept bereits mit Erfolg umgesetzt wird. Haushaltsmittel sind in Bremervörde ebenfalls vorgesehen – mit 10.000 Euro für die konzeptionelle Vorarbeit in 2025 und 125.000 Euro für die Umsetzung in 2026. Die Verwaltung hat das Projekt auf dem Schirm, die personelle Verstärkung im Standortmarketing soll nach den Sommerferien beginnen. Die Richtung stimmt – dennoch sollte man den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun.

Denn was Bremervörde bislang fehlt, ist ein solides Fundament. Ein Leerstandskataster, das systematisch erfasst, welche Flächen Leerstehen, wie sie genutzt werden könnten und welche Eigentümer erreichbar sind, existiert nicht. Ohne diese Grundlage bleibt jede Maßnahme Stückwerk.

Noch wichtiger aber ist ein Zukunftsplan für die Innenstadt. Welche Sortimente sollen künftig das Bild prägen? Wo passen inhabergeführte Läden, wo könnten Dienstleistungen ergänzt werden? Welche Rolle spielt der Verkehr? Wie entstehen Laufwege durch die Stadt? Welche Plätze laden zum Verweilen ein? Und vor allem: Wer übernimmt die Federführung für diese Entwicklung?

Solche Fragen lassen sich nicht nebenbei beantworten. Sie brauchen einen politischen Konsens über die Ratsperioden hinweg. Und sie brauchen den Mut, zuerst den Rahmen zu definieren, bevor man sich an die Ausgestaltung macht. Pop-up-Stores können in diesem Rahmen ein wertvolles Werkzeug sein – als Baustein eines größeren Plans, nicht als Ersatz für ihn.

Die CDU hat mit ihrem Antrag ein Signal gesetzt: Die Innenstadt ist zu wichtig, um auf Zeit zu spielen. Dieses Signal verdient Unterstützung – nicht durch schnelle Einzelmaßnahmen, sondern durch gemeinsames Weiterdenken. Was wir jetzt brauchen, ist der Mut zur Struktur. Der Mut, die richtigen Fragen zu stellen, bevor wir Antworten vorgeben.

Pop-up-Stores sind ein interessantes Mittel, um Ideen zu testen, junge Unternehmerinnen und Unternehmer zu fördern und Menschen neu für die Innenstadt zu begeistern. Aber sie entfalten ihr Potential nur dann, wenn sie eingebettet sind in eine durchdachte Gesamtstrategie. Diese Strategie gilt es jetzt zu erarbeiten – gemeinsam, zielorientiert und mit langem Atem.

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