Hundesteuerbefreiung von Tierheimtieren: Ein richtiger Schritt in die Zukunft

In Uelzen wurde entschieden, was andernorts noch nicht einmal diskutiert wird: Wer einen Hund aus dem städtischen Tierheim aufnimmt, zahlt künftig keine Hundesteuer mehr. Dauerhaft. Zusätzlich wird ein solcher Hund bei der Berechnung der Hundesteuer nicht als weiterer Hund gewertet. Das ist keine ideologische Spielerei, sondern praktische Politik. Sie entlastet die Tierheime, sie belohnt verantwortungsbewusste Bürger und macht deutlich, dass kommunale Gestaltungskraft dort beginnt, wo der Mensch im Mittelpunkt steht.

Der Deutsche Tierschutzbund meldet seit Jahren steigende Zahlen an aufgenommenen Heimtieren. Allein 2023 waren es rund 350.000. Nur etwa jedes fünfte Tierheim hat überhaupt noch freie Kapazitäten. Die Corona-Jahre haben viele Tiere in deutsche Wohnzimmer gespült – oft unüberlegt, oft ohne langfristige Planung. Die Folgen spüren jetzt die Ehrenamtlichen Pfleger vor Ort. In Sandbostel etwa kümmert sich der Tiergnadenhof Rasselbande unermüdlich um Tiere, die sonst kaum eine Chance hätten. Es fehlt nicht an Tierliebe, aber oft an Platz, Geld und Perspektive.

Die Hundesteuer, die ursprünglich als ordnungspolitisches Instrument eingeführt wurde, hat sich längst entkoppelt von ihrem einstigen Zweck. Sie trifft in der Regel nicht die Problemfälle, sondern jene, die ihr Tier ordnungsgemäß anmelden, impfen lassen, sich kümmern und Verantwortung übernehmen. Wer aus dem Tierheim adoptiert, handelt überlegt und übernimmt Verpflichtung. Warum sollte das steuerlich nicht anerkannt werden?

Die Entscheidung aus Uelzen zeigt, dass Kommunalpolitik mehr sein kann als das Verwalten des Bestehenden. Sie kann Haltung zeigen, Anreize setzen, Vertrauen stärken. Sie kann Bürger ernst nehmen, statt ihnen durch Abgaben das Ehrenamt oder das Mitmachen zu erschweren. Und sie kann neue Wege gehen, ohne dafür neue Bürokratien zu schaffen.

Bremervörde steht vor der gleichen Situation wie viele Städte im ländlichen Raum. Das Engagement ist da, die Hilfsbereitschaft auch. Was fehlt, ist manchmal ein kleiner Anstoß. Die Frage, die sich stellt: Wäre so ein Modell auch bei uns denkbar? Könnte eine steuerliche Entlastung für Tiere aus dem Tiergnadenhof Sandbostel ein Beitrag sein, um mehr Hunde in ein Zuhause zu vermitteln? Würden die Menschen in Bremervörde ein solches Angebot annehmen?

Diese Fragen gehören auf die kommunalpolitische Tagesordnung. Nicht im Ton der Belehrung, sondern als Einladung zum Mitdenken. Es geht nicht um Symbolpolitik, sondern um ein Signal. Wer Verantwortung übernimmt, soll nicht doppelt belastet werden. Wer hilft, das Tierheim zu entlasten, hilft auch der Kommune.

Der Slogan „Bremervörde kann mehr“ bekommt an dieser Stelle eine konkrete Bedeutung. Mehr Pragmatismus. Mehr Vertrauen in die Menschen. Mehr Bereitschaft, eigene Spielräume zu nutzen. Die Hundesteuer ist eine freiwillige Abgabe. Ihre Ausgestaltung liegt beim Stadtrat. Es braucht keinen Antrag aus Berlin, keine neue EU-Richtlinie. Nur politischen Willen. Uelzen hat diesen Willen gezeigt. Die Verwaltung setzt um, die Bürger profitieren und das Tierheim wird entlastet.

Ein Beispiel, das zeigt: Mit klarem Kompass und einem offenen Ohr für die Menschen vor Ort lässt sich viel bewegen. Die Entscheidung über ein mögliches Modell in Bremervörde steht nicht heute an. Aber die Diskussion darüber schon. Die Bürger verdienen es, dass diese Frage gestellt wird. Nicht laut, nicht plakativ, aber ehrlich und auf Augenhöhe. Denn am Ende geht es nicht nur um Hunde und Steuersätze. Es geht um ein Verständnis von kommunaler Verantwortung, das den Menschen und sein Tun in den Mittelpunkt rückt. Und das ist allemal ein Thema, das mehr Beachtung verdient.

zum Artikel des NDR Niedersachsen

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